Über den Umgang mit Menschen...

Über den Umgang mit Menschen...

... nannte Adolph Freiherr von Knigge eines seiner Bücher. 1788 erschien die erste Ausgabe seines wohl bekanntesten Werkes.  Knigge beabsichtigte damit eine Aufklärungsschrift für Taktgefühl und Höflichkeit im Umgang mit den Generationen, Berufen, Charakteren, die einem auch Enttäuschungen ersparen sollte. Man kann seine durchdachten und weltkundigen Erläuterungen sehr wohl als angewandte Soziologie würdigen, was in den Abschnitten Über den Umgang mit Kindern, Über den Umgang mit Ärzten, Über den Umgang mit Jähzornigen, Über den Umgang mit Schurken und nicht zuletzt Über den Umgang mit sich selbst deutlich wird.

Irrtümlicherweise wurde dieses Buch späterhin als Benimmbuch missverstanden, oft nur nach Hörensagen. Dieses Missverständnis verstärkte bereits der Verlag, indem er nach dem Tode von Knigge das Werk um Benimmregeln erweiterte. Außerdem ist bekannt, dass etwa alle zehn Jahre eine neue Ausgabe herausgegeben wurde – hauptsächlich mit Kleiderregeln. Heute erwartet man von einem „Knigge“ meist Hinweise, wie man Rot- zu Weißweingläsern beim gedeckten Tisch zueinander gruppiert; derlei überging Knigge selbst jedoch völlig.

Kostprobe gefällig? Bitte schön:

"Über die Verhältnisse unter Wohltätern und denen, welche Wohltaten empfangen, wie auch unter Lehrern und Schülern, Gläubigern und Schuldnern

1. Die Dankbarkeit ist eine der heiligsten Tugenden; wer Dir Gutes getan hat, den ehre! Danke ihm nicht nur mit Worten, die ihm die Wärme Deiner Erkenntlichkeit zeigen, sondern suche auch jede Gelegenheit auf, wo Du ihm wieder dienen und nützlich werden kannst. Fehlt Dir aber dazu die Veranlassung, so entfalte ihm wenigstens durch ein unterscheidend liebreiches äußeres Betragen Dein dankbares Herz. Miß dies Betragen nicht pünktlich nach der Größe der Wohltat ab, die Du empfangen, sondern nach dem Grade des guten Willens, den Dein Wohltäter Dir gezeigt hat. Höre auch dann nicht auf, dankbar gegen ihn zu sein, wenn Du seiner nicht mehr bedarfst oder wenn Unglücksfalle ihn von seiner Höhe herabgestürzt, ihn seines äußern Glanzes beraubt haben.

2. Nie aber lasse Dich zu niederträchtiger Schmeichelei herab, um entweder Wohltaten zu erschleichen oder für den empfangenen Schutz auf unedle Weise Dich zum Sklaven eines schlechten Mannes zu machen. Wo Pflicht und Rechtschaffenheit es fordern, da müsse Dein Mund nie zum Unrechte schweigen und keine Art von Bestechung die Stimme der Wahrheit zum Schweigen bringen. Du bezahlst reichlich die Wohltat, wenn Du dafür die Pflichten eines echten Freundes erfüllst und, selbst mit Gefahr, den Schutz zu verlieren und für undankbar gehalten zu werden, dem Wohltäter sagst, was ihm nötig und heilsam ist zu hören. Ebensowenig leide, daß jemand sich's zum Verdienste anrechne, daß er Dich bis jetzt hochgeschätzt, Dich bei andern gelobt und verteidigt hat. Warst Du dessen würdig, so erfüllte er eine Pflicht, die man auch seinen Feinden nicht versagen darf; wo nicht, so hat er nicht gehandelt, wie ein gerechter und verständiger Mann selbst in Rücksicht seiner Freunde handeln soll."

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Das alles und noch viel mehr konnten unsere Vorabgangsklasse beim Knigge-Kurs im Sparkassenhaus Pforzheim erleben. Wer grüßt wen? Wer gibt wem die Hand? Welches Besteck benutzt man wann? Der unterhaltsame Workshop für gutes Benehmen begeisterte nicht nur wegen des leckeren Essens. Dank an den Förderverein für die erneut großzügige Unterstützung!